"In unserer Jahreslosung ist der Begriff "Nähe" oder "nahe sein" der Knackpunkt. Wörtlich müsste es "das Nahen" heißen, denn im Hebräischen steht ein substantiviertes Verb. Die entscheidende Frage ist: Wer naht sich wem? Naht sich Gott dem Menschen oder naht sich der Mensch Gott? Die hebräische Formulierung lässt beide Möglichkeiten zu. ... Um zu entscheiden, was gemeint ist, muss man den ganzen Psalm lesen. In der Glaubenskrise des Beters wird Vers 17 zum Wendepunkt: Da geht der Beter in das "Heiligtum Gottes". Die Bibelwissenschaftler streiten bis heute darüber, was damit gemeint ist. Geht der Psalmbeter in den Tempel, um an einem Gottesdienst teilzunehmen? Das spräche für eine Übersetzung, in der der Beter sich Gott nähert. Oder ist "Heiligtum Gottes" im übertragenen Sinne zu verstehen: Erlebt der Beter eine innere Offenbarung Gottes? Wird er auf mystische Weise in dessen Geheimnisse eingeweiht? Dann wäre es korrekter, mit dem "Nahen Gottes" zu übersetzen. Vielleicht ist es auch beides: Der Mensch versucht, sich Gott zu nähern, und daraufhin gibt Gott sich dem Menschen zu erkennen. Die Einheitsübersetzung findet einen schönen Kompromiss: "Gott nahe zu sein" könnte das Ergebnis eines gegenseitigen Annäherns sein."
Soweit zitiere ich noch mal aus dem Artikel von A.Kampf http://aktuell.evangelisch.de/artikel/90636/ein-trotziges-ich-aber
http://www.ruedigerpfeffer.de/59/images/bild03_big.gif |
Übertragen auf Gott bedeutet das für mich: Er will eine Beziehung mit mir. Dafür hat er alles getan und gegeben. Die Beziehung hatte einen Anfang, ist gewachsen, hat Höhen und Tiefen durchlebt und manchmal stagniert. Beziehung ist Arbeit, fordert Einsatz und Entschluss. Das ist Allgemeinwissen. In meiner Beziehung mit Gott ist es nicht anders. Er kennt mich, respektiert mich, meine Fehler und Macken, meine Grenzen und Eigenarten, meinen Charakter. Er hat mich schließlich so geschaffen wie ich bin. Und will mich doch gleichzeitig verändern und mich ihm ähnlicher werden lassen. Das geschieht, wenn ich ihn näher kennen lernen (will), wenn ich Zeit mit ihm verbringe, wenn ich meinen Alltag mit ihm teile und erlebe. Wenn ich mit ihm spreche und vor ihm schweige. Wenn ich versuche, ihm zuzuhören und ihn zu verstehen.
Die Mittel und Wege dafür sind so individuell wie jeder Mensch selbst. Bei mir hat es viel mit Lesen und Schreiben zu tun. Dabei fühle ich mich am lebendigsten und Gott nahe. Dabei erlebe ich sein Nahen. Andere machen solche Erfahrungen in der Natur, bei Musik oder Kunst, in tätiger Nächstenliebe oder in absoluten Stillezeiten.
Eine Freundin hat mir vor einiger Zeit geschrieben, dass sie jetzt erkannt und akzeptiert hat, dass ihre besondere Gabe die Geduld ist. Geduld mit den alten Eltern, Geduld mit schwierigen Geschwistern, Geduld mit den Arbeitskollegen. Geduld ist eine "Frucht" des Heiligen Geistes, also des Lebens Jesu in ihr.
http://www.pro-pastoral.com/we_propastoral/img/lib/ppc2014-medium.jpg |
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