Eigentlich weiß ich ja, dass Gott da ist. Mich sieht, hört,
versteht, Gemeinschaft mit mir möchte und die Beziehung mit mir möchte.
Trotzdem ist er unverfügbar, Begegnung nicht machbar, Wunder nicht
selbstverständlich. Und für mich ist es nach wie vor ein Wunder, wenn der
ewige, lebendige und heilige Gott in mich hineinspricht. Ich bin überrascht und
doch nicht. Denn es ist einerseits keineswegs selbstverständlich, andererseits
ist es uns ja verheißen.
Eigentlich weiß ich ja, dass genau das passiert, wenn man
sich Gott hinhält, ihn sucht, ihn anspricht. Und trotzdem versuche ich viel zu
oft und immer wieder Dinge selbst in die Hand zu nehmen. Zu planen, zu machen
und zu tun. Damit ich mir dabei unheimlich schlau und wichtig vorkommen kann.
Eigentlich weiß ich ja, dass die stärkste Waffe gegen Stress
und Überforderung und die Grenzen meiner Persönlichkeit sowie die Begrenzungen
meines Menschseins, ist, dass ich Gott suche. Mich ihm hinhalte. Loslasse. Aber
nicht einfach los lasse, sondern IHM überlasse.
Deshalb wurde und werde ich stillgelegt. Deshalb nehme ich
mir, zu mindestens im Moment, die Zeit. Lese Bibel, studiere und mache mir
Gedanken. Beten tue ich immer noch viel zu wenig. Aber zum Glück kann Gott ja
lesen, es fällt mir halt leichter alles aufzuschreiben…
Eigentlich weiß ich ja, dass kleine, billige, schnelle
Entspannung (essen, lesen, Filme sehen, usw.) nur eine
Ersatzbefriedigung ist für die tiefe, innere Sehnsucht nach Gott.
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Ich gebe zu: diese Größe, Allmacht und Heiligkeit Gottes
macht mir manchmal Angst. So unberechenbar. So unverfügbar. Angst, mich ganz
auszuliefern. Angst, vor schmerzlichen und beschämenden Erfahrungen.
Ich gebe zu: ich habe mit viel Hochdruck meine Fassade
poliert. Dem christlichen Schein genüge getan. Fromm, bewundert und in der Öffentlichkeit gelobt.
Viel Lärm um nichts. Gebetszeiten, Andachten und fromme Glaubensbekenntnisse wie
Brühwürfel in heißes Wasser geschmissen. Damit sie schnell wirken. Instant.
Aber ohne Inhalt, ohne Gehalt, ohne Seele und Liebe. Bloß schnell, denn ich habe keine Zeit. Für
Gott. Für den Nächsten. Bloß schnell, denn ich habe keine Geduld. Und keinen
Mut. Lieber halbstark und beherrschbar glauben als wirklich stark sein in der
frei machenden Kraft Gottes – die ich nicht beherrschen kann. Der ich mich
hingeben muss. Die nicht in meinen Terminkalender passt.
Bitte: Lass diese Sehnsucht, das Suchen und die
Bedürftigkeit nach DIR, Gott, nicht so
schnell wieder im Alltag untergehen. In der Trivialität meines Lebens. In der
Bequemlichkeit und Gleichgültigkeit. In der Selbstanklage und
Selbstverurteilung. In Zeiten der Unruhe – innerlich und äußerlich.
Psalm 51,12: Schaffe in mir, Gott, ein reines Herz und gib
mir einen neuen, beständigen Geist.
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