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In
Vorbereitung auf den Abend "AnbetungPur" unter dem Thema BeimKreuz
habe ich festgestellt, wie wenig ich über die historische Bedeutung und Praxis
einer Kreuzigung weiß. Leider habe ich auch festgestellt, wie wenig ich davon
berührt werde. Es ist so ähnlich, wie in einem Roman etwas über
mittelalterliche Lebensverhältnisse und barbarische Foltermethoden zu lesen.
Das gab es mal, es war schrecklich, aber es löst nichts in mir aus. Es betrifft
mich nicht. Ich nehme es als gegeben hin. Ohne deshalb gefühlskalt zu sein.
Nein, natürlich bin ich erschüttert. Natürlich tut es mir unendlich leid, dass
Jesus das alles auch um meinetwillen durchlitten hat. Natürlich finde ich es
ganz furchtbar. Und trotzdem: Für mich ist die Geschichte der Kreuzigung seit
meiner Kindheit so normal, vertraut und bekannt. Es empört mich nicht wirklich,
weil ich die tiefere Bedeutung nicht kenne, nicht verstehen und schon gar nicht nachempfinden
kann. Das Wissen ist dabei nicht das Problem: Mir ist klar, dass es
äußert schmerzhaft, qualvoll und grausam gewesen sein muss. Aber schockiert
mich das? Berührt mich das? Verändert mich das? Treibt mich das zu mehr
Dankbarkeit und Anbetung? Ich kenne keine Unterdrückung. Ich lebe in einer
Demokratie. Ich weiß nicht, was es bedeutet fremdbestimmt zu werden. Ich
erinnere mich an Demütigung in der Schule durch Gleichaltrige. Und als
erwachsener Mensch muss ich höchstens hin und wieder abfällige, unfaire oder
beleidigende Bemerkungen anderer wegstecken. Aber ich musste noch nie
leiden. Sicher, ich war schon krank, unglücklich, depressiv und auch schon mal
so verzweifelt, dass ich nur noch sterben wollte. Aber das ist natürlich
kein Vergleich zu Folter. Ich lebe in der Sicherheit eines verfassungsmäßig
garantierten Menschenrechtes auf seelische und körperliche
Unversehrtheit. (Auch in Deutschland finden Menschenrechtsverletzungen
statt - nur bin ich bisher nicht betroffen.) Meine Würde ist unantastbar – Jesu
Würde war es nicht. Heutzutage werden Menschen nicht mehr an Kreuze
genagelt. Gott sei Dank. Menschen werden erschossen, gehängt, geköpft, bekommen
eine Giftspritze oder kommen auf den elektrischen Stuhl. Wenn überhaupt
können sich nur diejenigen darunter etwas vorstellen, die selbst Verfolgung,
Folter und Menschenunwürdige Behandlung durchlebt und durchlitten haben. (Bsp.:
Iran, China und Nordkorea oder Gefangene in Guantanamo oder Menschen in
Konzentrationslagern.) Ich will damit nicht sagen, dass man erst etwas
durchleben muss, bevor man es verstehen kann. Nein, auf keinen Fall. Sondern
ich sage lediglich, dass ich an mir eine Abgestumpftheit festgestellt habe. Es
gibt Kreuze auf Gräbern, Todesanzeigen, in Kirchen, als Kunstwerke und
Schmuckstücke. Aber für die Zeitgenossen Jesu war ein Kreuz beleidigend
und abstoßend. Wenn Jesus dann auch noch davon sprach, dass diejenigen, die ihm
wirklich nachfolgen wollen, ihr Kreuz auf sich nehmen müssen, dann hatten die
Menschen damals eben eine andere Assoziation vor Augen als ich heute.
Nun wandte
sich Jesus an alle und sagte: »Wenn jemand mein Jünger sein will, muss er sich
selbst verleugnen, sein Kreuz täglich auf sich nehmen und mir
nachfolgen.
Lukas 9,23
Lukas 9,23
Das war
keine Einladung - das war eher eine Ausladung! Keine besonders gelungene
Idee für eine Werbekampagne. Hätte es nicht auch ein anderes Symbol sein
können? Eine Taube - sie steht für Frieden. Ein Hirtenstab, als Zeichen für
Schutz. Oder der Regenbogen - er steht für Hoffnung und Verheißung. Aber ein
Kreuz? Das Symbol für eine der brutalsten Hinrichtungsmethoden, die es je
gegeben hat? Wie wäre es für uns heute, wenn uns jemand einlädt, an eine Person
zu glauben, die auf dem elektrischen Stuhl gestorben ist? Würden wir uns den
Stuhl in unseren Kirchen aufstellen? Was würden wohl unsere Mitmenschen von so
einem Glauben halten? Deshalb spricht Paulus in seinem Brief an die Korinther
davon, dass die Botschaft vom Kreuz für Unsinn gehalten werden muss:
rp-online.de (Elektrischer Stuhl einer Todeskammer in Nashville) |
Dass Jesus
Christus am Kreuz für uns starb, muss freilich all denen, die verloren gehen,
unsinnig erscheinen. Wir aber, die gerettet werden, erfahren gerade durch diese
Botschaft vom Kreuz die ganze Macht Gottes.
1.Korinther 1,18
Es käme uns
auch wie eine Dummheit vor, wenn jemand zu uns sagen würde: Glaube an Jesus, er ist
für dich auf dem elektrischen Stuhl gestorben. Dadurch hat er Gottes Strafe auf
sich genommen und wir brauchen dieses Geschenk nur anzunehmen. .. Auch unsere
Lieder würden sehr skurril anmuten… Aber selbst die Bemühungen, das Bild des
Kreuzes in die Gegenwart zu transportieren, genügt mir nicht. Es ist zu weit
weg für mich.
Wie kann ich das Kreuz wirklich verstehen?
(Inspiration und Gedanken aus "not a fan" von Kyle Idleman)
Wie kann ich das Kreuz wirklich verstehen?
(Inspiration und Gedanken aus "not a fan" von Kyle Idleman)
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