Donnerstag, 17. Oktober 2013

Vergebung Teil 4

Wie geht es voran mit dem Thema Vergebung? In der Theorie gut, bei der Umsetzung hapert es noch gewaltig. 

Gott lässt mir über alle Kanäle seine Meinung zukommen. Zusätzlich zur täglichen Losung habe ich das "Seelenfutter" von JesusPunk Mandy abonniert. Dort weist sie auch immer auf ihre Blogeinträge hin. Ratet mal worum es dort heute ging? Es war nicht so sehr der Text, der mich angesprochen hat, sondern das Bild des "Blumenwerfer" von Eva Jung. Welches in unserer Küche aufgehängt ist. Ich habe es also täglich vor Augen. Aber scheinbar ist es zur "Tapete" für mich geworden - ich nehme die Message nicht mehr wahr: Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem. Römer 21,21

Dann hatte ich einen Termin bei meiner Seelsorgerin. Sie hat "zufällig" das Thema Vergebung für ein Referat ausgearbeitet, welches sie am selben Nachmittag noch halten wird. Sie geht mit mir diese Bibelstelle durch und einiges möchte ich hier wiedergeben: 

Vergeben und Glauben - Lukas 17,1-6:
Jesus sagte zu seinen Jüngern: "Es wird immer Verführungen geben, doch wehe dem, der daran schuld ist. Für den wäre es besser, er würde mit einem Mühlstein um den Hals ins Meer geworfen, als dass er einen dieser Geringgeachteten hier zu Fall bringt.
Seht euch also vor! Wenn dein Bruder sündigt, weise ihn zurecht; und wenn er Reue zeigt, vergib ihm. Und wenn er siebenmal am Tag an dir schuldig wird und siebenmal wieder zu dir kommt und sagt: 'Es tut mir leid!', sollst du ihm vergeben!" Die Apostel baten den Herrn: "Stärke unseren Glauben!" Da sagte der Herr: "Wenn euer Vertrauen nur so groß wäre wie ein Senfkorn, könntet ihr zu diesem Maulbeerfeigenbaum hier sagen: 'Zieh deine Wurzeln aus der Erde und pflanze dich ins Meer!' Er würde euch gehorchen." 

Die Aussage "es wird immer Verführungen geben" könnte man auch so übersetzen: "Es ist unvermeidlich, dass Dinge geschehen, die Menschen zur Sünde verleiten. Dennoch: Wehe denen, die so etwas bewusst tun.
Es ist eine Tatsache, dass wir sündigen. Das ist Alltag, Realtität und sogar fast unvermeidbar. Wir werden schuldig aneinander. An Gott. An unserem Nächsten. An uns selbst. Deshalb sollen wir uns vorsehen, in Acht nehmen. Sprich: Selbstfürsorge betreiben. Auf Gedanken achten, denn 
aus Gedanken werden Worte
aus Worte werden Taten
aus Taten werden Gewohnheiten
aus Gewohnheit wird Charakter
der Charakter wird Schicksal
Selbstfürsorge hat wiederum mit Eigenliebe zu tun. Mich selbst annehmen, wert schätzen und es für wichtig genug halten Zeit in mich zu investieren. Zeit in Charakterbildung. Zeit über Gefühle und Gedanken nachzudenken. Zeit für Gott, der durch seinen Heiligen Geist zu mir spricht und vor allem Gedanken und Gefühle verändern kann. Dazu bedarf es einer bewussten Entscheidung. Zeit, Geduld und Ruhe. Denn ausgetretene Pfade zu verlassen und sich einen neuen Weg zu bahnen braucht Zeit. 

Seht euch also vor! Passt auf euch auf! Das heißt auch: Bleibt bei euch selbst. Hier geht es um mich. Nicht um den anderen. Ob er sachlich Unrecht hat, ob er es einsieht, ob er sich entschuldigt, ob er sich ändert - darum geht es nicht. Es geht um mich. Was der andere macht ist seine Sache und eine Angelegenheit zwischen ihm und Gott. Ich bin nur für mich, meine Gedanken, Worte und Handlungen verantwortlich.

Deshalb ist Vergebung eine Tat. Die Tat der Entscheidung: Ich WILL vergeben. 
Damit es mir dann auch gelingt, dafür kann ich um Hilfe bitten. Mir stellt sich die Frage: Ich will vergeben. Das steht fest und gleichzeitig doch nicht. Aber ich will auch NICHT vergeben. Vielleicht eigentlich und prinzipiell. Aber nicht tatsächlich. Da ist zum einen das Gefühl "ich will nicht"; es widerstrebt mir; es ist eine ganz starke Macht in mir, die mich davon abhält. Ich will nicht auf das Recht verzichten "Recht" zu haben. Darum geht es ganz stark bei mir. Diese Erkenntnis hab ich auch schon mal in einem anderen Zusammenhang gehabt und geäußert: ICH will Recht haben. Und das, bitteschön, sollen auch alle anderen einsehen. Natürlich spielen noch andere Faktoren eine Rolle. Faktoren, die mir bewusst sind und solche, die mir (noch) nicht bewusst sind. Aber diesen einen Faktor hat meine Seelsorgerin treffend benannt - darin muss ich IHR Recht geben.

Die weiteren Verse des Bibeltextes wo es um meinen Bruder / meine Schwester geht sind relativ eindeutig und sprechen für sich. Dort wird eine konkrete Situation beschrieben und die Anweisungen sind klar. Die Zahl 7 bedeutet nicht, sich eine Strichliste zu machen und bei der achten Entschuldigung darf man dann endlich unversöhnlich sein. 7 ist die Zahl der Vollkommenheit in der Bibel, was in diesem Fall "unendlich, immer wieder, egal wie oft" bedeutet.

Die Bitte der Jünger "Stärke unseren Glauben!"erscheint mir in diesem Zusammenhang nur logisch und ist für mich völlig nachvollziehbar. Denn die Herausforderung ist so groß, ja übermenschlich, das es ganz klar ohne die Hilfe Gottes unmöglich ist. Ich zitiere nochmal Markus 9,24: Ich glaube, hilf meinem Unglauben! Ich will - und ich will es doch nicht. Aber ich will, dass du mir den Willen es zu wollen schenkst. Und jetzt sagt Jesus etwas total Entlastendes: Mein Vertrauen, also mein praktizierter Glaube, braucht nur so groß wie ein Senfkorn sein. Ein Senfkorn ist winzig. Quasi Nichts. Weniger als Nichts. Zu uns heute hätte er wahrscheinlich gesagt: "wenn euer Vertrauen nur so groß wäre wie eure DNA, wie ein Atom, wie ein Nanopartikel, ..., dann" 

Was Jesus eigentlich sagen will: Es kommt nicht auf die Größe eures Glaubens an, sondern auf den Inhalt. Auf wen er sicht richtet. Auf mich. Ich kann es. Und ihr könnt es durch mich. Und so, wie Gott uns unsere physische DNA geschenkt hat, gibt er uns in Jesus durch den Heiligen Geist die geistliche DNA die nötig ist.

Zusammenfassend kann man von Vergebung in drei Schritten sprechen:
Tat - Ich will vergeben
Prozeß - Ich gebe mir Zeit 
Zustand - Ich lebe versöhnt 
Außerdem geht es um Liebe, immer wieder Liebe:
Eigenliebe (ich tue mir selbst damit etwas Gutes - siehe auch: Vergebung Teil1), Nächstenliebe, Gottesliebe.Du sollst Gott, deinen Herrn, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele, mit aller Kraft und deinen Nächsten wie dich selbst.Lukas 10,27

Die Tür zu Gott und die Tür zum Nächsten gehen gemeinsam auf und zu. Martin Buber
Das wissen wir aus dem VaterUnser.  Das ist für den Moment meine Motivation weiter den Weg der Vergebung zu suchen. Ich will vergeben um meiner Beziehung zu Gott willen. Und ich will versöhnt leben. Weil es sein Wille ist. Weil das Reich Gottes ist. Weil mir vergeben wurde. Ich bete darum, nicht in Versuchung geführt zu werden und unversöhnlich zu sein. Ich bete darum, von dem Bösen in mir erlöst zu werden.

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