Mittwoch, 8. Januar 2014

Glück?!

Als ob es immer so einfach wäre: Gott nahe sein und schon ist man glücklich! Steht das wirklich da? Denn das wäre doch gelogen, oder? Sind Christen dauerglücklich? Nein, natürlich nicht. Und es steht auch tatsächlich so nicht im Urtext. Eine der wortwörtlichsten Übersetzungen stammt - lt. Anne Kampf - von dem Münsteraner Alttestamentler Erich Zenger: "Ich aber: Gottes-Nahen ist gut für mich" (in: Herders Theologischer Kommentar zum Alten Testament, 2000)
Aha, das hört sich doch schon ganz anders an. Das beruhigt mich. Angesichts der Tatsache, dass so viele Menschen so viel Schlimmes durchmachen müssen.  Ganz enge Freunde von mir erleben das immer und immer wieder.
Deshalb möchte ich mir heute den Psalm mal als Ganzes anschauen:

Gott nahe zu sein, ist gut für mich

Ja, wirklich: Gott ist gut zu Israel, zu denen, die ein reines Herz haben! Ich aber wäre fast gestrauchelt mit meinen Füßen.Um ein Haar hätte ich meinen Halt verloren. Denn ich war neidisch auf die Angeber,als ich sah, wie gut es den Frevlern ging. Denn sie leiden offenbar keine Schmerzen,ihr Leib ist gesund und wohlgenährt. Die harte Arbeit der Menschen kennen sie nicht und die Sorgen der Leute berühren sie nicht. Darum tragen sie ihren Hochmut wie eine Halskette und hüllen sich in einen Mantel von Gewalt. Aus ihren Augen grinst der Wohlstand hervor. Vor lauter Einbildung hüpft ihnen das Herz. Sie spotten und reden in böser Absicht daher, verdrehen die Worte und schüchtern ein. Sie reißen ihren Mund auf bis zum Himmel und lassen ihrer Zunge freien Lauf auf Erden. Darum wendet sich das Volk ihnen zu. Von ihren Reden bekommt es nicht genug. Sie sagen: »Wie sollte Gott davon erfahren? Was weiß denn schon der Höchste?« Schaut nur hin: So leben die Frevler! Die ganze Zeit sind sie frei von Sorgen und vermehren ihr Vermögen immerzu. Ja wirklich: Umsonst behielt ich ein reines Herz! Umsonst wusch ich meine Hände in Unschuld! Vielmehr blieben mir die Sorgen Tag für Tag, Jeder neue Morgen war für mich eine Strafe. Ich könnte zwar sagen: »Ich will so reden wie sie!« Aber die Gemeinschaft deiner Kinder hätte ich damit verlassen. Also dachte ich nach, um das zu verstehen! Doch es war mühselig in meinen Augen. Schließlich ging ich in Gottes heilige Hallen. Da sah ich auf ihr Ende und verstand es. Ja, wirklich: Du hast sie auf glatten Grund geführt und sie auf ihre Täuschung hereinfallen lassen. Doch wie plötzlich kam für sie das Entsetzen. Schlagartig fanden sie ein schreckliches Ende – wie bei einem Traum, dem ein böses Erwachen folgt! Und wenn sie dann wach werden, mein Herr,sind sie nur noch ein Schatten ihrer selbst. Wenn mich also die Bitterkeit im Herzen packt und mich die Nieren wieder einmal stechen: Dann bin ich so dumm wie ein Rindvieh und steh vor dir wie ein Ochse vor dem Berg. Trotzdem bleibe ich immer bei dir. Du hast mich an die Hand genommen. Du führst mich nach deinem Plan. Und wenn mein Leben zu Ende geht, nimmst du mich in Würde bei dir auf. Wen hätte ich sonst im Himmel? Bei dir zu sein, das ist alles, was ich mir auf der Erde wünsche. Und sind mein Leib und Leben vergangen: Auch dann bleibst du, Gott, trotz allem mein Fels und mein Erbteil für immer! Ja, wer sich von dir entfernt, der wird umkommen. Wer sich von dir abwendet, den vernichtest du. Ich aber bekenne: Gott nahe zu sein, ist gut für mich. Bei Gott, dem HERRN, habe ich meine Zuflucht. Von allen seinen Werken will ich gerne erzählen. Basisbibel                                                                                                                                     
Der Psalmschreiber hat offensichtlich ein echtes Problem. Oder mehrere. Jedenfalls hat er eine gehörige Glaubenskrise und ziemlichen Frust. Dazu steht er, das gibt er unumwunden zu. Das wirft er Gott vor die Füße. Nein, ich bin NICHT glücklich, scheint er heraus zu schreien. Aber - da kommt es, das ABER! - es ist trotz allem immer noch besser nahe bei Gott zu sein. Er erkennt, dass Gott ihn an die Hand genommen hat und er nach seinem Plan geführt wird. Es erinnert mich an das Lied von Layna: 
Herr, wohin sonst
sollten wir gehen?
Wo auf der Welt fänden wir Glück?
Niemand, kein Mensch
kann und soviel geben wie du
du führst uns zum Leben zurück
nur du
nur du schenkst uns Lebensglück

Aus deinem Mund höre ich das schönste Liebeslied
an deinem Ohr darf ich sagen, was die Seele fühlt
an deiner Hand kann ich fallen, und du hälst mich fest
an deinem Tisch wird mein Hunger gestillt

Herr, wohin sonst
sollten wir gehen
wo auf der Welt fänden wir Glück?
Niemand, kein Mensch
kann uns so viel geben wie du
du führst uns zum Leben zurück
nur du
nur du schenkst uns Lebensglück
Eine Freundin hat mir einmal erzählt, dass sie in einer Krisenzeit ihres Lebens nicht mehr wollte und konnte. Keinen Glauben mehr hatte und gleichzeitig - trotzdem - noch glauben wollte. Um ihrer Kinder willen, die nicht mit einer ungläubigen Mutter groß werden sollten. Das war, für den Moment, ihre Motivation. Und das hat gereicht. Und das ist ok: Ich glaube; hilf meinem Unglauben! Mk.9,24 sagt ein Mann in höchster Sorge und Angst um das Leben seines Kindes. Und Jesus hat ihm geholfen. Er durfte ein großes Wunder erleben.

Ja, es ist gut Gott nahe zu sein! Es ist gut für den Menschen, denn dazu wurde er geschaffen. Er ist gedacht und gemacht für die Gemeinschaft mit Gott. Diese Nähe gibt Trost IN der Trauer, Kraft DURCH schwierige Zeiten hindurch, Ruhe IM Sturm. Eine Darstellung von Ute Sinn symbolisiert meiner Meinung nach besonders diesen Aspekt:
http://www.ejw-buch.de

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