Dienstag, 13. Januar 2015

Ein kleiner, aber feiner Unterschied!



Dr. Stefan Stiegler, Leiter des Albertinen-Diakoniewerks-Hamburg und ehemaliger Professor für Altes Testament, weist in seinem Artikel „Siehe, dein König kommt … und braucht Hilfe“ in der letzten Ausgabe von FaszinationBibel auf eine Bibelstelle aus Sacharja hin, die besonders in der Weihnachtszeit gerne zitiert wird – aber leider von Luther (und vorher schon in der griechischen Übersetzung des  Alten Testamentes, der Septuaginta) nicht ganz korrekt übersetzt wurde. 

Wir kennen die Stelle aus Sacharja 9,9 folgendermaßen:  Du, Tochter Zion, freue dich sehr, und du, Tochter Jerusalem, jauchze! Siehe, dein König kommt zu dir, ein Gerechter und ein Helfer, arm und reitet auf einem Esel, auf einem Füllen der Eselin.(Luther 1984)

Im Hebräischen steht an dieser Stelle, lt. Stiegler, ein Partizip Passiv, das auch passiv übersetzt werden muss: Sieh, dein König kommt zu dir, ein Gerechter und einer, dem geholfen werden muss.
Das passive Partizip noscha` stammt vom Verb jascha` (helfen, retten), von dem auch der Name Jesus – Jeschua, hergeleitet ist. Dieses passive Partizip bezeichnet einen, dem geholfen wird, bzw. jemanden, der sich helfen lassen muss. 

Stiegler führt das nun in seinem sehr interessanten Artikel näher aus und mich, als theologische Nichtfachfrau begeistert daran, dass ich einen neuen Blick auf Jesus geschenkt bekommen habe:

Der Gott an den ich glaube, lässt sich aus Liebe in einer Weise auf seine Geschöpfe ein, die einfach unvergleichlich ist! Nicht nur, dass er seine selbst geschaffene Welt in Gestalt seiner Kreaturen betritt. Er macht es auch noch auf eine Art und Weise die gänzlich allen Erwartungen an einen Gott und König widerspricht. Er macht sich klein, schutzlos, abhängig, arm. Er kam als bedürftiges Baby. 

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Die Proklamation der Engel verkündet einen kleinen Hossenschisser: „…ein Kind, in Windeln gewickelt und in einer Krippe liegend…“  Und, was ist in so einer Babywindel drin? Genau! Das allermenschlichste vom Menschlichen. 

Ein Gott, der sich helfen lassen muss. Natürlich ist er auch ein Retter. Diese Übersetzung ist dem Sinn nach natürlich nicht falsch. Aber das Geheimnis des hilflosen und gewaltlosen Gottes geht dabei etwas verloren. 

Das Fazit, welches Stiegler aus dieser neu gewonnenen Übersetzung zieht, spricht mich total an: Wenn sogar Gott, der König, auf Hilfe angewiesen ist, dann brauche ich mich auch nicht schämen, wenn ich Hilfe brauche. Sei sie nun von Gott oder Menschen. Ich kann aufhören die starke Frau zu spielen. Ich darf mir eingestehen und zugestehen schwach zu sein. 

Gott ist sowas von gänzlich anders als wir Menschen! Er überrascht mich immer wieder neu und öffnet meine Augen für seine überraschende, unsichtbare Realität. Ich möchte hier gerne noch wiedergeben, was Stiegler noch in diesen Text hinein gedeutet hat:
 Freut euch nur, ihr Jerusalemer, jubelt ruhig, ihr Zionisten.
Aber der König, den ich euch im Namen Gottes ankündige,
das ist gar kein König, wie ihr ihn euch vorstellt.
Der passt nich in eure Denkmuster.
Der ist arm dran, das ist ein ganz schwacher Typ, 
einer, dem geholfen werden muss.
Der hockt auf einem Esel statt auf einem stolzen Ross.
Und er wird keinen großen Feldzug vom Zaun brechen, 
um die Fremdherrschaft abzuschütteln.
Im Gegenteil, der wartet auf Gottes wunderbares Eingreifen
und wird ganz andere Regierungsmethoden anwenden, 
als ihr bisher gewohnt seid.
Der regiert nicht  mit Militär- und Polizeigewalt.
Der regiert, indem er sich helfen lässt. 
Der geht den untersten Weg.
Aber auf diese Art und Weise wird er Frieden schaffen,
einen ganz wunderbaren Frieden, der von innen kommt 
und vom Osten bis zum Westen reicht,
von Bagdad bis nach Washington.

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